Deutsche Umwelthilfe

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horst-lehner
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von horst-lehner »

Hydrostress hat geschrieben: 19.12.2018, 20:44 DUH wenn ich das höre könnt ich platzen. Das sich der Resch noch auf die Straße traut, ist nur dem geschuldet das der deutsche Michel sehr spät ausflippt. Dann aber richtig ::))
Zum Ausflippen bietet mir der aktuelle Umgang der Bundesregierung mit dem Klimawandel (wirklich wichtig!) und mit dem Dieselskandal (im Vergleich dazu ziemlich unwichtig) weitaus mehr Anlass. Wenn jetzt Dieselfahrer von den rechtlich gebotenen Fahrverboten betroffen sind, ist dafür doch nicht die Umwelthilfe verantwortlich, sondern mehrere Verkehrsminister, die eine bemerkenswerte Reihe von Fehlleistungen geboten haben:
  1. Eine Abgasgesetzgebung, die so butterweich ist, dass sie den Schutz der Gesundheit nicht sicherstellen kann
  2. Arschkriechen bei den Autokonzernen, die noch nicht mal diese lasche Gesetzgebung eingehalten haben
  3. Verhindern wirksamer Hardware-Nachrüstungen (SCR-Kat) auf Kosten der Autohersteller
  4. Stattdessen äußerst fragwürdige Software-"Nachrüstungen", die fast keine Vorteile bei den NOx-Emissionen bringen, dafür aber den CO2-Ausstoß deutlich erhöhen
Und sobald das Diesel-Thema dann durch ist, sind die Besitzer direkteinspritzender Benziner dran, weil deren Feinstaubemissionen bei der Abgasgesetzgebung seit Jahren "vergessen" wurden...

Das alles, verursacht von unserer Bundesregierung und geduldet von unseren so genannten Volksvertretern, ist die wirkliche Misere. Und da hast Du ein Problem mit der DUH? Tut mir leid, das verstehe ich nicht...
Zuletzt geändert von horst-lehner am 23.07.2020, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.
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belabw
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von belabw »

Hallo Horst,
wirklich widersprechen kann ich dir in den meisten Punkten nicht, gerade was die Tricksereien angeht. Aber weißt du aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, einen Motor zu entwickeln, der in einer Mercedes E-Klasse bei entsprechender Fahrweise nur 4,5 l Diesel auf 100 km braucht? Dass hier CO2 Emission (Verbrauch) im umgekehrten Verhältnis zur NOx Entwicklung steht und jeder weitere Kat Verbrauch und damit CO2 wieder erhöht?
Wenn dir die Gesundheit unserer Bevölkerung wirklich am Herzen liegt, dann schaue doch mal auch drauf, dass der größte Hebel eigentlich bei uns selbst liegt!!
- Wer fährt seine Kids die 1,5 km im Diesel-SUV 6 Zylinder in der Stadt mit kaltem Motor zur Schule?
- Wer hält sich mit den gleichen Fahrzeugtypen nicht an Richtgeschwindigkeit 130 km/h?
- Wer sorgt dafür dass diese Fahrzeuge überhaupt gebaut werden - das ist unsere Nachfrage!
- Die Nutzung von Dienstwagen mit Tankkarte sorgt doch ebenfalls häufig für einen unverantwortlichen Umgang mit Gaspedal und Bremse
Die Autohersteller bauen nur die Autos die wir nachfragen. Würden wir nur noch kleine Fahrzeuge nachfragen mit einem höheren Mix an emissionsfreien Fahrzeugen, wären die Grenzwertthemen sofort erledigt.
Verbieten lasse ich mir das individuelle Autofahren (und WoMo- fahren) allerdings nicht - mit einem freundlichen Gruß an die Hofreiters dieser Welt.
Wo die Politik wirklich versagt hat, ist in der Entwicklung und Förderung des schienengebundenen Verkehrs. Da gebe ich dir uneingeschränkt recht, wir hatten in der Vergangenheit nie Verkehrsminister sondern nur Autominister, gleich welcher Partei.
Die DUH sehe ich allerdings ebenfalls kritisch, das ist für mich eher ein Abmahnverein und, meine Meinung, Dieselfahrverbote bringen uns keinen Schritt weiter (siehe Hamburg) und sorgen nur dafür dass wir kleinen Verbraucher am Ende das alles ausbaden was unsere Politiker verbrochen haben.
Viele Grüße
Manfred
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KudlWackerl
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von KudlWackerl »

Hallo Manfred und Horst

Alles richtig, aber Fahrverbote sind nur der letzte Eskalationspunkt einer langen Entwicklung.

Natürlich kann man eine heutige E-Klasse nicht mit 4,4 l Diesel betreiben. Der Dieselmotor ist für eine Effizienzsteigerung von weiteren 50 % nicht mehr geeignet.
Ich halte auch den Wunsch von Horst nach nachhaltigem Syntesediesel als nicht allein zielführend.

Was aber sofort geht: kleinere, leichtere Autos bauen und kaufen!

In den 70ern wog ein Kleinwagen 600 bis 800 kg, ein Mittelklasse PKW unter 1 t, der Mercedes S-Klasse 280 SE hatte gerade mal 1.520 kg bei durchschnittlicher Ausstattung. (560 SEL in Vollausstattung noch unter 2 t)

Die ersten "modernen" E-Autos lagen um 800 kg inkl. Batterie und zwei Sitzplätzen (Hotzenblitz 830 kg) ... Der Tesla-S ist schwerer als ein 1979er Mercedes S-Klasse (W124) mit langer Karosserie und 5,6 Liter V8!

Da läuft einfach grundsätzlich was schief.

Ich erinnere mich noch gut an die Schriften des Club of Rome zu den "Grenzen des Wachstums" https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums, damals Mitte der 70er wurde das in den politischen Gremien diskutiert. Wo sind diese Erkenntnisse geblieben?

Ich meine, über die Aktionen der DUH muss man froh sein, auch wenn es im Einzelnen durchaus Unbequemlichkeiten oder Übertreibungen geben mag. Ich bin nach wie vor am überlegen, ob ich ein neues WoMo beschaffen soll... Es sprechen auch Umweltgedanken dagegen.

Grüße, Alf
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WolfRam
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von WolfRam »

horst-lehner hat geschrieben: 19.12.2018, 18:03 Hallo Wolfram,
man geht doch gar zu leicht in die "früher war alles besser"-Falle.
Hallo Horst,
mir fehlen aktuell leider Zeit und Muße, Dir auf Deine Ausführungen so detailliert zu antworten, wie Du Dir hier die Mühe gemacht hast. – Auch ist das Thema des Threads inzwischen wieder beim eigentlichen Stichwort angekommen; deshalb nur eine schnelle Erwiderung:
Dazu meine Vorbemerkung, dass gerade „philosophische Betrachtungen“ mehrere Wahrheiten erlauben – und deshalb Streitgespräche keinen Sinn machen

Der „Früher war alles besser“-Fraktion fühle ich mich nicht zugehörig.
Die von mir erwähnte ‚Kultur-Kurve‘ der Völker und Nationen ist durch die Geschichtsschreibung bewiesen. Wer die Welt bereist (wie es mir beruflich viele Jahrzehnte vergönnt war) oder die globale Entwicklung über einen größeren Zeitraum in den Nachrichten verfolgt, wird unschwer erkennen, dass derzeit eine andere Region als die unsere auf dem „aufsteigenden Ast“ ist. – Ein Beispiel: während wir hier noch palavern, mit welchen Maßnahmen die deutschen Autobauer ihren Beitrag zu Reduzierung der unstrittigen Schadstoffbelastung leisten sollen oder müssen, sind die „passenden“ Lösungen in Japan, Süd-Korea und China längst entwickelt und hier zu kaufen. – Man kann das als ein Verschlafen der deutschen Industrie (und davor der dt. Politik) titulieren, aber das ist zu kurz geblickt. Ob TV-Branche (PAL-Patent), Phono-Industrie (MP3-Patent), Foto- & Film-Kamera-Branche (auch Optik war eine dt. Domäne): diese Bereiche und noch viele andere, sollten erkennbar machen, was ich meine, wenn ich davon schreibe, dass wir unseren Zenit hinter uns haben … Ich erwarte für die dt. Autoindustrie eine vergleichbare Entwicklung.

Im Spiegel las ich kürzlich zum Thema KI, in der Forschung zur künstlichen Intelligenz nimmt China weltweit die Führungsrolle ein. Im Ranking über die letzten zwanzig Jahre sind die USA auf Platz 2, es folgen Indien(!). Wir liegen auf Platz 6, nach England und Japan. Das lässt sich nicht mit einer „Früher war alles besser“-Sichtweise erklären. Realismus ist angesagt.
Grüße aus dem Illertal
WolfRam
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KudlWackerl
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von KudlWackerl »

WolfRam hat geschrieben: 20.12.2018, 10:48
...
Der „Früher war alles besser“-Fraktion fühle ich mich nicht zugehörig.
Die von mir erwähnte ‚Kultur-Kurve‘ der Völker und Nationen ist durch die Geschichtsschreibung bewiesen. ...

Das lässt sich nicht mit einer „Früher war alles besser“-Sichtweise erklären. Realismus ist angesagt.

Hallo Wolfram,

du bist immer noch die konkrete Antwort schuldig, wann der von dir angesprochene Zenit für die "deutsche Nation" war.

Gab es überhaupt einen Zenit?

Grüße, Alf
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Johann
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von Johann »

belabw hat geschrieben: 20.12.2018, 08:53 Wenn dir die Gesundheit unserer Bevölkerung wirklich am Herzen liegt, dann schaue doch mal auch drauf, dass der größte Hebel eigentlich bei uns selbst liegt!!
- Wer fährt seine Kids die 1,5 km im Diesel-SUV 6 Zylinder in der Stadt mit kaltem Motor zur Schule?
- Wer hält sich mit den gleichen Fahrzeugtypen nicht an Richtgeschwindigkeit 130 km/h?
- Wer sorgt dafür dass diese Fahrzeuge überhaupt gebaut werden - das ist unsere Nachfrage!
Die Autohersteller bauen nur die Autos die wir nachfragen. Würden wir nur noch kleine Fahrzeuge nachfragen mit einem höheren Mix an emissionsfreien Fahrzeugen, wären die Grenzwertthemen sofort erledigt.
Hallo Manfred,
das ist Wasser auf meine Mühle. Wenn wir auch weiterhin diese (Fehl-)Entwicklungen mitmachen, werden die Pkws auch künftig wachsen (Abmessungen, Motorleistung) und allein dadurch die Abgasemissionen zwangsläufig weiter ansteigen. Es liegt an uns Verbrauchern, kräftig gegenzusteuern. U.a. mit diesen Maßnahmen:
  • Deutlich kleinere Pkws kaufen. Für 2 Personen ist ein 5-Meter SUV (mit über 200 PS) durchaus entbehrlich. Ein 4-Meter Pkw mit 100 PS tut es auch, zumal die derzeitigen Parkplatzabmessungen für die großen SUV vielfach zu knapp bemessen sind. Nein, die Parkflächen müssen nicht größer werden!
    Wir haben uns vor einem Jahr einen Kleinstwagen (3,60 m, viertürig, 60 PS) gekauft. Er ist wirklich ausreichend für uns (2 Personen), obwohl Colorado sich heftig über die (schwache) Motorisierung mokiert hatte.
    Und wenn der Händler unserer Wahl kein 'vernünftiges' Auto anbieten kann (oder will), dann sollte er unbedingt auch erfahren, warum wir sein Geschäft wieder verlassen. Es gibt durchaus Alternativen. Notfalls das derzeitige Auto noch weiter nutzen, bis 'vernünftige' Pkws verfügbar sind. - Die Hersteller werden es registrieren, dass sie derzeit am Markt vorbei produzieren.
  • Den jeweiligen Einsatz des Pkws kritisch hinterfragen. Muss wirklich jeder Einkauf zum 1 km entfernten Supermarkt (oder Einzelhandelsgeschäft) mit dem Auto getätigt werden (verbunden mit dem Problem der Parkplatzsuche), oder wäre das Fahrrad (ohne Parkplatzprobleme) eine sinnvolle Alternative?
    Ich muss gestehen, dass ich vor vielen Jahren noch viele Strecken (auch Kurzstrecken zum Einkaufen) mit dem Auto bewältigt hatte, zumal der Geschäftswagen ja vor der Tür stand. - Früher bin ich allein mit dem Pkw ca. 10.000 km pro Jahr gefahren, heute sind es noch 2-3.000 km. Und für viele Strecken nehme ich das Fahrrad, auch der Gesundheit zuliebe. Zumal die Kurpfalz zum Radfahren recht gut geeignet ist.
  • Müssen Kinder (und Enkelkinder) wirklich noch zur (nahen) Schule oder Kita gefahren werden? Oder schämen sie sich wohlmöglich, dass sie die paar Schritte nicht 'unbeaufsichtigt' laufen dürfen? Praktische Fahrräder (nicht unbedingt 'Rennräder') und zweckmäßige (Schutz-)Kleidung sind nahezu ideal für diese Einsätze!
Also Manfred, der Kunde ist König! Wir müssen uns unserer Stärke auch bewusst werden!
belabw hat geschrieben: 20.12.2018, 08:53 Verbieten lasse ich mir das individuelle Autofahren (und WoMo- fahren) allerdings nicht - mit einem freundlichen Gruß an die Hofreiters dieser Welt.
Wo die Politik wirklich versagt hat, ist in der Entwicklung und Förderung des schienengebundenen Verkehrs. Da gebe ich dir uneingeschränkt recht, wir hatten in der Vergangenheit nie Verkehrsminister sondern nur Autominister, gleich welcher Partei.
Die DUH sehe ich allerdings ebenfalls kritisch, das ist für mich eher ein Abmahnverein und, meine Meinung, Dieselfahrverbote bringen uns keinen Schritt weiter (siehe Hamburg) und sorgen nur dafür dass wir kleinen Verbraucher am Ende das alles ausbaden was unsere Politiker verbrochen haben.
Ob Reisemobile auch künftig noch mit Verbrennungsmotoren ausgerüstet werden (dürfen)? Da habe ich größere Zweifel. Vor einem Jahr hatte ich mir auch über diesen Punkt Gedanken gemacht, die ich unter "Hat der Reisemobil-Tourismus in Deutschland eine Zukunft?" so formuliert hatte:
8. Antriebstechnologien
Angesichts der Diskussionen um ein AUS für Verbrennungsmotoren ist es unumgänglich, nach möglichen Alternativen für Reisemobile nachzudenken. Nicht irgendwann. Sondern jetzt, damit noch ausreichend Zeit für bleibt, mögliche Konsequenzen aus einer Abkehr vom Verbrennungsmotor zu hinterfragen. Das muss auch mögliche Auswirkungen auf die für Reisemobile notwendigen Infrastruktur einschließen!
  • Als Antrieb für Reisemobile kommt heute am Verbrennungsmotor (nach Dieselverfahren) praktisch keiner vorbei. Als Basisfahrzeuge (Fahrgestelle) werden (fast) ausschließlich Transporter (zwischen 3,5 und 6,0 t zGM) verwendet, ausnahmslos mit Dieselmotoren (4 Zylinder, ca. 100-200 PS Leistung) ausgerüstet. Größere und große Reisemobile basieren auf mittelschweren bzw. schweren Lkws.
  • Für Pkws mit Dieselmotoren werden „Umweltprämien“ angeboten. Für Transporter mit älteren Dieselmotoren (EURO-5-Norm und geringer) hingegen nicht. Auch nicht für entsprechend motorisierte Reisemobile. Sofern Fahrverbote für Fahrzeuge mit Dieselmotoren nach EURO-5-Norm (und gerin¬ger) verhängt werden, muss über eine (homologierte) Nach- oder gar Umrüstung der betroffenen Reisemobile nachgedacht werden.
    • Nachrüstungen mit Diesel-Partikelfilter, sofern technisch möglich. – So hat z.B. die Twintec Technologie GmbH hat mit dem „BNOx Nachrüstkit“ von Baumot AG einen erfolgversprechenden Weg aufgezeigt.
    • Eine Umrüstung ist (theoretisch) denkbar, wenn anstelle der eingebauten Motoren baugleiche (bzw. im Hinblick auf die Verwendbarkeit der vorhandenen Getriebe, Kupplung, Antriebsachse anschlussgleiche) Aggregate nach EURO-6-Norm mit gleichen Leistungs- und Drehmomentwerten verfügbar wären. In der Regel also leistungsreduzierte Motoren.
Als alternative Antriebstechnologien könnten infrage kommen:
  • Gasmotor mit äußert geringer Partikelemission, deutlich weniger Stickoxide, reduzierte CO2-Emission. Außerdem Geräuschreduzierung und – im Vergleich zum Dieselmotor – geringere Kraftstoffkosten.
    Zu überprüfen sind m. E. diese Punkte:
    • Verfügbar bzw. Entwicklung von Gasmotoren, insbesondere für Transporter, als Basis für Reisemobile.
    • Unterbringung der Gastanks, ohne Beeinträchtigung üblicher Staufächer bei Reisemobilen.
    • Akzeptable Preisgestaltung.
    • Ausreichendes Gas-Tankstellennetz, in Deutschland und auch in den Nachbarländern.
  • Elektrischer Antrieb für Reisemobile ist ein durchaus interessanter Gedanke. Durch diesen Antrieb fällt kein Stickoxid und Feinstaub an (Null-Emission). Sehr geringes Fahrgeräusch, vermutlich relativ hohe Drehkraft (dank Elektroantrieb).
    Klärungsbedarf besteht sicherlich bei diesen Punkten:
    • Bevor der Elektro-Antrieb für Reisemobile als die Lösung der Stickoxid-Problematik angesehen wird, sollte zunächst die Frage einer möglichst umweltfreundlichen Stromerzeugung (Primärenergie) geklärt werden. Die Aussage „der Strom kommt aus der Steckdose“ ist nicht hilfreich.
    • Angesichts der Reisegewohnheiten sollte eine Batterie-Reichweite von wenigstens 600 km angestrebt werden. Es müsste dafür eine entsprechende Batterie-Kapazität installiert sein. 200 km Reichweite halte ich für nicht akzeptabel.
    • Die Batterie-Ladedauer sollte m.E. nicht 10 Minuten überschreiten.
    • Mit wie vielen Batterieladezyklen kann gerechnet werden? Wie vielen Betriebsjahren entspricht das bei „normalem“ Reisemobil-Einsatz?
    • Im Hinblick auf erforderliche Batteriewechsel müssen diese gut zugänglich im Reisemobil eingebaut werden!
    • In welchem Umfang könnte ein (zusätzlicher) Raumbedarf für den Elektroantrieb (u.a. Batterien) zu Lasten von Wohnraum, Stauraum/Heckgarage und/oder Doppelboden gehen?
    • Da viele Reisemobile längere Zeit unbenutzt stehen, ist aufgrund der Selbstentladung mit einem stärkeren Leistungsverlust der Batterie zu rechnen. Im schlimmsten Fall ist die Batterie ganz leer, so dass das – über Winter auf der Straße geparkte – Fahrzeug aus eigener Kraft nicht mehr die nächste Ladestation erreichen kann. – Ein Hybridantrieb (mit zusätzlichem Verbrennungsmotor) wäre dafür eine denkbare Lösung. Wäre sie auch realisierbar?
    • Inwieweit beeinflusst der Elektroantrieb das Fahrzeug-Leergewicht und damit die Nutzlast (Zuladung)? Diese Frage ist sehr wichtig für Reisemobile der (derzeitigen) 3,5-t-Klasse.
    • Es muss – nicht nur in Deutschland – eine akzeptable Infrastruktur (dichtes Netz) mit Lademöglichkeiten eingerichtet werden. Dabei muss unbedingt auf einheitliche Anschlüsse (möglichst genormt) geachtet werden.
    • Wie zuverlässig arbeitet ein elektrischer Antrieb in Reisemobilen?
    • Wann wird ein entsprechend kompetentes Servicenetz eingerichtet sein? In den Werkstätten müssen der Elektroantrieb und auch der Fahrgestellbereich beherrscht werden.
    • Letztlich müssen Reisemobile mit elektrischem Antrieb in einem preislich gerade noch vertretbaren Rahmen (für Anschaffung und Unterhaltung) liegen.
  • Brennstoffzelle ist vom System her eine durchaus überlegenswerte Alternative zum reinen Elektroantrieb. Die elektrische Energie wird aus den Energieträgern Wasserstoff/Methanol erzeugt und in einer Batterie zwischengespeichert. Der Antrieb erfolgt wie beim Elektro-Kraftfahrzeug, die elektrische Energie liefert die Batterie. Der Tankvorgang soll – im Vergleich zu Elektroautos – schneller ablaufen. Auch sollen deutlich größere Reichweiten erzielbar sein.
    Diese Punkte müssen noch grundsätzlich geklärt werden:
    • Das Tankstellennetz für Wasserstoff und Methanol ist derzeit noch sehr dünn. Die Verfügbarkeit dieser Energieträger muss auch außerhalb Deutschlands durch ein entsprechendes Tankstellennetz (Infrastruktur) gewährleistet sein.
    • Ist dieses Brennstoffzellen-System für einen Einsatz in Reisemobilen grundsätzlich geeignet, und ist es ausreichend erprobt?
    • Mit welchen Wartungsintervallen muss gerechnet werden?
    • Für anfallende Wartungs- und Reparaturarbeiten muss eine ausreichende Zugänglichkeit der einzelnen Bauelemente geschaffen werden.
    • Mit welchem Mehr- oder Mindergewicht müsste beim Einsatz eines Brennstoffzellenantriebs gerechnet werden? Diese Frage auch vor dem Hintergrund der 3,5-t-Grenze bei Reisemobilen.
    • Welcher zusätzliche Raumbedarf besteht für Brennstoffzellenantrieb? Werden dadurch Innenraum, Stauraum (auch Heckgarage) oder Doppelboden des Freizeitfahrzeugs beeinträchtigt?
    • Wie hoch werden die Systemkosten (Brennstoffzelle, Elektroantrieb, Batterie, Steuerung) im Vergleich zum Dieselantrieb (Motor, Kupplung, Getriebe, Kraftstoffanlage) sein?
  • Möglichweise könnte auch Wasserstoff-Antrieb als Lösung des Stickoxidproblems infrage kommen. Sofern der Wasserstoff direkt durch Photosynthese oder indirekt mittels Elektrolyse aus erneuerbaren Energien hergestellt werden würde.
    Es scheint, dass noch viele Fragen zu alternativen Antriebstechnologien offen sind. Bei entsprechender Forschung, klaren Zielvereinbarungen und hohem Engagement müssten ein reiner Elektroantrieb oder ein Antrieb mit Brennstoffzelle – und Adaption im Reisemobil – innerhalb eines Jahrzehnts (Wunschvorstellung) Serienreife erreicht werden können.
Wenn die Reisemobilbranche (Hersteller, Handel, und auch Verbraucher) über starke Interessenvertretungen rechtzeitig und vor allem gemeinsam die notwendigen Aktivitäten ergreifen, könnten unsere herrlichen Freizeitfahrzeuge durchaus eine Zukunft haben. Ich fürchte aber, dass Reisemobile 'ausversehen' vergessen werden. Die DUH wird sicherlich nicht helfend eingreifen ...
Grüße aus Ladenburg als der ältesten Stadt rechts des Rheins,
Johann
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WolfRam
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von WolfRam »

KudlWackerl hat geschrieben: 20.12.2018, 11:40 ... du bist immer noch die konkrete Antwort schuldig, wann der von dir angesprochene Zenit für die "deutsche Nation" war.
Gab es überhaupt einen Zenit?
Hallo Alf,

mit "schuldig" habe ich es nicht so ...

Wie willst Du denn den Begriff 'Zenit' in der Entwicklung einer (Kultur)Nation hier verstehen? "Blütezeit" wird er auch genannt.
Es ist für mich die Zeit der größten Erfolge und keine mathematische Bestimmung des Maximums einer Kurve. In meiner Antwort an Horst habe ich ein paar (wirtschaftliche) Indizien aufgeführt, an denen erkennbar ist, dass der Zenit hinter uns liegt. Dies aufzuzeigen war / ist mein Punkt. Freunde der Kunst werden möglicherweise die Schaffenszeit von Beethoven als einen Zenit unserer Nation bewerten. Das "darf" jeder für sich entscheiden. Wichtig ist doch nur, zu erkennen, dass die 'Highlights' weniger werden bzw. - je nach Disziplin - Leere herrscht.

Ein gänzlich anderes Beispiel für "ganz oben" oder "abwärts": In Japan kannst Du bei der Einfahrt eines Zuges die Genauigkeit Deiner Uhr prüfen. In Singapur darf keineLkw eine Baustelle verlassen, der nicht zuvor "gekärchert" wurde. Vergleiche das bitte mit der Situation in unserem Land. - Ob Pünktlichkeit und Sauberkeit zu den Kriterien einer "Hochkultur" zu zählen sind, muss auch jeder für sich bewerten. - Mir ging/geht es um das Ganze; wir neigen gerne zum Kleinklein.

(So, mehr geht heute bei mir leider nicht.)
Grüße aus dem Illertal
WolfRam
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von KudlWackerl »

WolfRam hat geschrieben: 20.12.2018, 13:00

Hallo Alf,

mit "schuldig" habe ich es nicht so ...

Wie willst Du denn den Begriff 'Zenit' in der Entwicklung einer (Kultur)Nation hier verstehen? "Blütezeit" wird er auch genannt.
Es ist für mich die Zeit der größten Erfolge und keine mathematische Bestimmung des Maximums einer Kurve. In meiner Antwort an Horst habe ich ein paar (wirtschaftliche) Indizien aufgeführt, an denen erkennbar ist, dass der Zenit hinter uns liegt. Dies aufzuzeigen war / ist mein Punkt. Freunde der Kunst werden möglicherweise die Schaffenszeit von Beethoven als einen Zenit unserer Nation bewerten. Das "darf" jeder für sich entscheiden. Wichtig ist doch nur, zu erkennen, dass die 'Highlights' weniger werden bzw. - je nach Disziplin - Leere herrscht.
...

(So, mehr geht heute bei mir leider nicht.)
Hallo Wolfram,

Beethoven lebte 1770 (in Bonn) bis 1827 (in Wien). Nehmen wir mal seinen persönlichen Zenit mit der Zeit um 1800 an. Damals nannte sich diese Region das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" , gefolgt vom ersten deutschen Nationalstaat, dem Deutschen Reich (1871 bis 1945), das in unterschiedlichen, nicht gerade ruhmreichen Staatsformen in die heutige Bundesrepublik Deutschland übergegangen ist.

Details bitte siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich

Bei aller Verdrängung, lieber Wolfram, kannst du doch wohl weder die kaiserliche Monarchie, die Weimarer Republik noch die nationalsozialistische Diktatur als Höhepunkt der deutschen Nation bezeichnen?

Realismus ist angesagt! ;-) Horst liegt mit seiner Vermutung, dass deine Einlassung nicht sehr fundiert ist, wohl auf der richtigen Seite. :roll:

Meine persönliche Meinung zu deiner These: Ich sehe den Zenit im Jetzt. Noch nie ging es den "Deutschen" im allgemeinen so gut wie heute, noch nie waren wir in allen Bereichen so produktiv und noch nie so ungefährlich für unsere Nachbarn.

Ich probiere nun mal, die Kurve auf das Thema Wohnmobil zu bekommen ... Schau mal, so ging Wohnmobil 1960 (Fahrt nach Brest 1960)

Bild https://www.dropbox.com/s/igmui0qk5tkyd ... 0.png?dl=0

Und so 2014 (es ist die gleiche Stelle!)

Bild https://www.dropbox.com/s/5um2f563j4sp9 ... 9.jpg?dl=0

Ich sehe da einen sehr großen Fortschritt. :-D

Grüße, Alf

P.S. Zu den oben gesetzten Anführungsstrichen: Bitte nicht abwertend verstehen ... Ich frage mich oft, was ein "Deutscher" eigentlich ist. Zählen wir Bayern mit den Preussen zum gleichen Volk?
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von WolfRam »

KudlWackerl hat geschrieben: 20.12.2018, 13:30 ... Bei aller Verdrängung, lieber Wolfram, kannst du doch wohl weder die kaiserliche Monarchie, die Weimarer Republik noch die nationalsozialistische Diktatur als Höhepunkt der deutschen Nation bezeichnen?
Habe ich das? - Meine Texte erfordern nicht selten beim Lesen etwas mehr Sorgfalt. Die Unart, nach einem halben Satz des Lesens (oder Hörens) schon zu glauben, zu wissen, was der andere meint, ist auch ein Zeichen für den (geistigen) Niedergang … (Wie Du erkennen kannst, ich kann auch ….)
Ich schrieb: „Freunde der Kunst werden möglicherweise …“ (die Hervorhebung durch Unterstrich ist für das bessere Verständnis). Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es viele Gesichtspunkte gibt, den Zenit einer Kultur zu bestimmen.

Jeder „darf“ die Blütezeit seiner Nation bestimmen bzw. sehen, wir er möchte. Es ist letztlich die Geschichtsschreibung (im Kontext des Weltgeschehens), die dazu eine endgültige Festlegung treffen wird. – Den Zenit im ‚Jetzt‘ sehe ich nicht, denn er ist sicher nicht daran auszumachen, wie man/frau sich selbst fühlt. Das wäre zu simpel; die Nazis fanden ihre kurze Ära (fast bis zum Schluss) auch „super“ …

Zum Zenit gehören m. E. die Leistungen einer Nation von bleibendem Wert und von bedeutendem positiven Einfluss.
Das Thema „Reisemobile“ sehe ich nun wirklich nicht als ein Bewertungskriterium, an dem der Zenit einer Nation bestimmbar wäre. Sorry!

Damit beende ich hier meine Meinungsäußerung zu diesem Thema. Das HME-Forum ist m. E. nicht die geeignete Plattform, einen eher philosophischen Diskurs zu führen.
Zuletzt geändert von WolfRam am 20.12.2018, 22:28, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße aus dem Illertal
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von horst-lehner »

belabw hat geschrieben: 20.12.2018, 08:53Aber weißt du aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, einen Motor zu entwickeln, der in einer Mercedes E-Klasse bei entsprechender Fahrweise nur 4,5 l Diesel auf 100 km braucht? Dass hier CO2 Emission (Verbrauch) im umgekehrten Verhältnis zur NOx Entwicklung steht und jeder weitere Kat Verbrauch und damit CO2 wieder erhöht?
Ich bin kein Motorenentwickler (noch nicht mal Maschinenebauer, sondern Elektrotechniker). Dennoch muss ich dieser allzu verallgemeinerten Darstellung fundiert widerspechen.

Wahr daran ist: Wenn kein SCR-Kat vorhanden ist, kann der NOx-Ausstoß nur durch geringere Verbrennungstemperatur (praktisch erreicht durch erhöhte Abgasrückführrate) erreicht werden. Dadurch sinkt aber nach den Regeln der Thermodynamik unweigerlich der Wirkungsgrad, was zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch und erhöhten CO2-Emissionen führt. Deshalb sind die Software-Nachrüstungen für Euro-5-Fahrzeuge ja so untauglich: Da kann nur die Abgasrückführrate erhöht werden. Euro 5 und mehr noch Euro 6 sind ohne SCR-Kat nicht sinnvoll erreichbar. Deshalb hätte die Politik von Anfang an sagen müssen, dass Software-Nachrüstungen für Fahrzeuge ohne SCR-Kat nicht akzeptabel sind.

Mit SCR-Kat entsteht ein zusätzlicher Freiheitsgrad: Das Rohabgas (vor dem SCR-Kat) darf im Prinzip fast beliebig viel NOx enthalten. Man kann also die Verbrennungstemperatur so hoch wie möglich machen (was in vielen Fällen einen Rußfilter überflüssig macht). Dadurch steigt der Wirkungsgrad; Spritverbrauch und CO2-Emissionen sinken. Jetzt muss nur noch der SCR-Kat genügend groß dimensioniert sein und mittels ausreichender AdBlue-Einspritzung das NOx weitgehend abbauen. Dann stimmen alle Parameter für möglichst klimaschonendes und sauberes Diesel-Fahren. Und wenn der SCR-Kat ausreichend dimensioniert ist, kann die Anhebung der AdBlue-Einspritzung tatsächlich mit einem Software-Update erfolgen.

Genau so machen das übrigens seit vielen Jahren viele Euro-V- und alle Euro-VI-LKWs -- mit erheblichen Einsparungen bei den Betriebskosten. Man braucht ungefähr so viel AdBlue, wie man Diesel spart. Da AdBlue aber den Fakter 3 billiger ist als Diesel, spart man bares Geld. Im PKW-Bereich scheitert das bisher daran, dass sich die Hersteller nicht trauen, den Dieselfahrern zu sagen, ihr müsst bei jeder 5.Tankfüllung auch AdBlue nachtanken.

Dass es ohne weiteres technisch möglich ist, mit SCR-Kat sehr niedrige NOx-Werte zu erreichen, zeigen die neuesten Motorgenerationen von Daimler und VAG: ca. 40μg/km in den Straßenmessungen der DUH, das ist die Hälfte des zulässigen Grenzwerts.
belabw hat geschrieben: 20.12.2018, 08:53Wenn dir die Gesundheit unserer Bevölkerung wirklich am Herzen liegt, dann schaue doch mal auch drauf, dass der größte Hebel eigentlich bei uns selbst liegt!!
- Wer fährt seine Kids die 1,5 km im Diesel-SUV 6 Zylinder in der Stadt mit kaltem Motor zur Schule?
- Wer hält sich mit den gleichen Fahrzeugtypen nicht an Richtgeschwindigkeit 130 km/h?
- Wer sorgt dafür dass diese Fahrzeuge überhaupt gebaut werden - das ist unsere Nachfrage!
- Die Nutzung von Dienstwagen mit Tankkarte sorgt doch ebenfalls häufig für einen unverantwortlichen Umgang mit Gaspedal und Bremse
Die Autohersteller bauen nur die Autos die wir nachfragen. Würden wir nur noch kleine Fahrzeuge nachfragen mit einem höheren Mix an emissionsfreien Fahrzeugen, wären die Grenzwertthemen sofort erledigt.
Ich stimme Dir da uneingeschränkt zu. Deshalb wohne ich 3km von meinem Arbeitsplatz entfernt, fahre oft wochenlang gar nicht Auto, und bin mit meinem Wohnmobil, was die Gesamtökobilanz angeht, sicher in der besseren Hälfte der Arten wie man Urlaub machen kann (keine Kreuzfahrten, fast keine Flugreisen, kaum je Hotel).

Da wir in einem freien Land leben, lassen sich diese Dinge halt nicht staatlich verordnen. Eine spritverbrauchsabhängige Luxuxsteuer auf Autos wäre bestimmt ein wirksames Mittel, ist aber politisch nicht durchsetzbar. Für das durch Luftschadstoffe verletzte Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gilt das übrigens genau so -- deshalb kümmert sich ja auch nicht die Politik darum, sondern die Gerichte. Wie Du ja auch schreibst:
belabw hat geschrieben: 20.12.2018, 08:53Verbieten lasse ich mir das individuelle Autofahren (und WoMo- fahren) allerdings nicht - mit einem freundlichen Gruß an die Hofreiters dieser Welt. ... Dieselfahrverbote bringen uns keinen Schritt weiter (siehe Hamburg) und sorgen nur dafür dass wir kleinen Verbraucher am Ende das alles ausbaden was unsere Politiker verbrochen haben.
Ich sehe nicht, dass ich mit lokalen Fahrverboten irgendwas ausbaden muss. Solche Fahrverbote gibt es bisher nur in Ballungsgebieten, in denen der öffentliche Nahverkehr sich als Alternative anbietet. Ohne die Fahrverbote müssten es die Anwohner ausbaden, und das wäre sicher noch deutlich unfairer.

Wichtig wäre mir, dass die Fahrverbote auch sogenannte Euro-6-Autos treffen, die einen viel zu hohen NOx-Ausstoß haben. Die einfachste Lösung dafür wäre: Nur Euro-6d- und Euro-VI-Fahrzeuge bekommen eine blaue Plakette. Die aber will der Verkehrsminister immer noch nicht, sondern stattdessen alle Nummernschilder erfassen, was natürlich vor dem Verfassungsgericht scheitern muss. Also brauchen wir wohl noch mehr gerichtlich angeordnete Fahrverbote, damit die Politik endlich das Nötige tut ... und daran ist bestimmt nicht Hofreiter oder die Grünen schuld. Die haben nämlich von Anfang an Hardware-Nachrüstungen gefordert...

Ich bin ja in vielem recht optimistisch. In einem Punkt bin ich es allerdings nicht: Die Autohersteller produzieren nicht "am Markt vorbei", sondern genau das was nachgefragt wird. Und die zügige Umerziehung, so dass in absehbarer Zeit alle nur noch leichte Kleinwagen kaufen, in denen die Sicherheitsgewinne der letzen Jahrzehnte wieder aufgegeben werden müssen, die halte ich in der Tat für eine Illusion. Umweltschutz, der durch Verzicht erreicht werden soll, hat in den letzten 50 Jahren noch nie funktioniert. Scharfe Grenzwerte schon. Und wenn dann "zu große" PKWs in einem ersten Schritt nur noch als Hybride die Grenzwerte einhalten können, dann werden sie dadurch natürlich teurer -- mir egal. Allerdings müssten dazu die Spritverbrauchsdaten der Autos auch mal stimmen ... auch so ein Punkt, bei dem die Politik seit Jahrzehnten versagt.

Grüße von Horst
Arminius
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von Arminius »

Hallo Horst,

in bin ja in vielen Punkten mit Dir einig aber deine nachfolgende Aussage kann man vielleicht für den NFZ Sektor stehen lassen aber mit Sicherheit nicht für den PKW:

horst-lehner hat geschrieben: 20.12.2018, 21:24
In einem Punkt bin ich es allerdings nicht: Die Autohersteller produzieren nicht "am Markt vorbei", sondern genau das was nachgefragt wird.

Grüße von Horst
Die "Nachfragen" werden in Deutschland doch schon seit Jahrzehnten erzeugt. Werbung über alle Medien gaukeln den Konsumenten Freiheit, Selbstbestätigung, Glücksgefühle etc vor.

Ob Printmedien, Internet oder TV, die Automobilwerbung ist omnipresent. Fast auf jeder großen Sportberichterstattung finden sich Werbebanner von Audi, Porsche und Co.

Und das dieser Werbefeldzug mit Erfolg gekrönt ist steht außer Frage. Anders ist es nämlich nicht erklärbar das zum Beispiel Stadtbewohner mit einem 250PS Diesel SUV ihre Einkäufe mit dem PKW machen. Auf Nachfrage kommen da immer gern die Argumente, ja den Allrad braucht man vielleicht mal im Wintersport und auf der Autobahn will man ja auch voran kommen.

Und da sind wir bei einer Maßnahme die mittelfristig auch für die Stadt Effekte hätte: Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen.
Jetzt kommt natürlich sofort der Aufschrei: das bringt eh nichts und bei den ganzen Staus kann man sowieso nicht schnell fahren.

Das ist aber zu kurz gedacht. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung würde sich mittelfristig das Käuferverhalten ändern. Der Trend würde zu PS schwächeren, und somit Umwelt-verträglicheren PKW entwickeln. Aber keine Sorge, selbst die Grünen nehmen das Wort Geschwindigkeitsbegrenzung nicht in den Mund!

Aber vielleicht klagt ja die DUH.
Gruß Martin
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von Johann »

Arminius hat geschrieben: 20.12.2018, 22:40Und das dieser Werbefeldzug mit Erfolg gekrönt ist steht außer Frage. Anders ist es nämlich nicht erklärbar das zum Beispiel Stadtbewohner mit einem 250PS Diesel SUV ihre Einkäufe mit dem PKW machen. Auf Nachfrage kommen da immer gern die Argumente, ja den Allrad braucht man vielleicht mal im Wintersport und auf der Autobahn will man ja auch voran kommen. … Das ist aber zu kurz gedacht. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung würde sich mittelfristig das Käuferverhalten ändern. Der Trend würde zu PS schwächeren, und somit Umwelt-verträglicheren PKW entwickeln.
Also unser neuer Kleinstwagen verfügt auch über 'Allrad' … er hat nämlich 4 Räder :lol: Aber Du hast ja recht, Martin, der Trend hin zum Allradantrieb ist nicht zu übersehen, und für über 95% aller Pkw-Fahrer/-innen so überflüssig wie ein Kropf. Kostet nur Geld, erhöht das Gewicht und den Verbrauch. Und mal kritisch hinterfragt: Wer braucht denn einen Pkw, der deutlich über 200 km/h fahren könnte, wenn die Autobahnen mal frei wären? Gibt's da einen wirklichen Gewinn? Ja, man erreicht etwas früher den Stau. Und der Nervenkitzel steigt deutlich an. Wozu nützt uns das wirklich?
Wir müssen ja jetzt nicht wieder zurück zur Natur. Aber ein wenig mehr nachdenken über unser Handeln und Nichthandeln wäre sehr nützlich! - Dazu passt die heute von Alexander Gerst als "Nachricht an meine Enkelkinder" übermittelte Botschaft:
In deutlichen Worten richtet er sich darin an künftige Generationen und beschreibt, was die Menschheit ändern muss, damit die Erde ein lebenswerter Planet bleibt. Er müsse sich für seine Generation entschuldigen, sagt er. "Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden." Die Menschheit sei gerade dabei, das Klima zu kippen, Wälder zu roden, Meere zu verschmutzen und die limitierten Ressourcen viel zu schnell zu verbrauchen. Die Erde sei ein "zerbrechliches Raumschiff" und er hoffe, dass "wir noch die Kurve kriegen."
Grüße aus Ladenburg als der ältesten Stadt rechts des Rheins,
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von Johann »

KudlWackerl hat geschrieben: 20.12.2018, 13:30 P.S. Zu den oben gesetzten Anführungsstrichen: Bitte nicht abwertend verstehen ... Ich frage mich oft, was ein "Deutscher" eigentlich ist. Zählen wir Bayern mit den Preussen zum gleichen Volk?
Damit begibst Du Dich aber auf eine sehr glatte Fahrbahn! Bayern will doch mit Deutschland nichts zu tun haben. Und mit den Preußen erst recht nicht, wobei es die Preußen natürlich nicht (mehr) gibt. Und wenn Du in Bayern unterwegs bist, zählt Schwaben (also rund um Augsburg) natürlich nicht zu Bayern! Denk doch mal an die Rivalitäten zwischen Oberbayern - das sind die richtigen Bayern! - und Niederbayern. Oder zwischen den Franken (-> Söder) und Niederbayern (-> Seehofer). Gell, die mögen sich!!!

Übrigens zählte einst auch die Kurpfalz (dort bin ich seit über 40 Jahren zuhause) zu Bayern, und seit 1952 zu Baden-Württemberg (viele Badener würden "leider" dazu sagen). Diese Rivalitäten - schon zwischen Nachbargemeinden - sind sachlich nicht nachvollziehbar. Und dann reden/schreiben wir von Migration und den damit verbundenen angeblichen Problemen. Aber ich habe häufiger feststellen müssen, dass diese "Differenzen" nahezu verschwinden, wenn "Bayern" und "Preußen" im fernen Ausland aufeinandertreffen. Da verstehen sie einander plötzlich. Na sowas …

Btw: Damit sind wir aber weitab vom ursprünglichen Thema gelandet. Ob Peter (Garfield) gleich die Löschtaste betätigt?
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Re: Deutsche Umwelthilfe

Beitrag von Garfield »

Johann hat geschrieben: 21.12.2018, 19:01Btw: Damit sind wir aber weitab vom ursprünglichen Thema gelandet. Ob Peter (Garfield) gleich die Löschtaste betätigt?
Moin Johann,
ja... ich beobachte WolfRam, Alf und dich mit den ausufernden und abweichenden Beiträgen. Wenn es jetzt aufhören würde :mrgreen: brauch ich nicht zu löschen...
..und ich erinnere an meinen Aufruf <<<HIER>>>
Viele Grüße, Peter
:mrgreen: Ein Reisemobil braucht zwei Jahre, bis es erwachsen ist. Direkt anschließend beginnen nahtlos die Alterskrankheiten. ;-)
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