Über Grenzen smarter Geräte

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Johann
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Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Johann »

In der heutigen Zeitung (Mannheimer Morgen) ist zu lesen:
An Heiligabend war es kalt in meiner Wohnung. Mein Kaffeevollautomat hatte mir nicht wie üblich um 6.30 Uhr meinen Café Crema rausgelassen. Er wäre ohnehin kalt geworden, da mich mein Smartphone nicht geweckt hatte. Ich wachte um 9.12 Uhr überrascht von selbst auf und es schien, als stünde die Welt still. Die Lichter waren aus, die Rollläden unten und es war ruhig – und kalt. Irgendwie auch ein bisschen unheimlich.

Ich nahm mein Smartphone und schaltete das Licht ein. Okay, Strom war da. Die Rollläden fuhren hoch, nachdem ich sie manuell ansteuerte.
Ich entschloss mich, eine warme Dusche zu nehmen, um aufzutauen. Doch das Wasser war kalt. Was war hier los? Heizung defekt? Warum hat mich meine Heizungs-App dann nicht gewarnt? Oder hat sich jemand Zugang zu meiner Smart-Home Umgebung verschafft?

Es gab bereits viele Fälle, bei denen Eindringlinge Passwörter geknackt hatten und sich virtuell Zugang zu Häusern, Heizungsanlagen oder Kaffeemaschinen verschafft hatten. Aus sicherer Entfernung hatten Kriminelle Alarmanlagen deaktiviert und Wohnungen lautlos über intelligente Türschlösser geöffnet. Anschließend hatten sie die Behausungen in aller Ruhe ausgeräumt, während die Hausherren im Urlaub oder bei der Arbeit waren.
Waren Hacker am Werk?

Ein anderes beunruhigendes Szenario, von dem man immer mal wieder hört: Hacker verschaffen sich durch im Wohnzimmer eingebaute Internet-Kameras Einblick ins Privatleben der Besitzer. Der häufigste Schwachpunkt dabei: schlechte oder gar keine Passwörter zum Schutz der Geräte, die jeweils mit einer IP-Adresse im Internet verbunden sind. Oft werden die Passwörter, die werksseitig eingestellt und in diversen Foren im Internet zu finden sind, nicht geändert. Ein leichtes Spiel für Kriminelle.

Nachdem ich mich langsam wieder aufgewärmt und meine Kaffeemaschine mir meinen Café Crema kredenzt hatte, änderte ich alle Passwörter – von den intelligenten Lichtschaltern, Thermostaten, Glühbirnen über die Lautsprecher bis hin zum Sicherheitssystem und der Kaffeemaschine.

Am Nachmittag erinnerte mich mein Kalender an eine Verabredung zum Abendessen im Restaurante Vegano Bon Lloc, Adresse: Carrer de Sant Feliu, 7, 07012 Palma, Illes Balears, Spanien, mit meinen alten Kumpels Matthias und Dirk. Völlig verwirrt rief ich Dirk an und erzählte ihm von den eigenartigen Geschehnissen. Wir erinnerten uns, dass wir im vergangenen Sommer überlegt hatten, über die Weihnachtsfeiertage zusammen nach Spanien zu fahren. Das gut besuchte Restaurant hatte ich weit im Voraus gebucht. Und die Reservierung vergessen.

Denn wir hatten dann die Reise aufs nächste Jahr verschoben, da Dirk über Weihnachten arbeiten musste. Ein wenig erleichtert schaute ich nach dem Gespräch in meinem Kalender nach. Tatsächlich hatte ich den Weihnachtstrip nach Mallorca im Kalender geblockt.

Jetzt wurde mir langsam klar, was geschehen war: Meine „intelligenten“ Hausgeräte gingen aufgrund des Kalendereintrags davon aus, dass ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht zu Hause war. Daher fuhr die Heizung runter, die Warmwasseraufbereitung schaltete ab. Die Wohnung blieb dunkel und die Rollläden unten. Leider war mein smartes Zuhause nicht schlau genug, um zu bemerken, dass ich in Mannheim geblieben war.

Als ich meinen Kalendereintrag gelöscht hatte, fuhr die Heizung automatisch hoch und am Abend war meine Wohnung wieder warm. Bei aller Verwirrung an diesem Morgen war ich sehr froh, nicht gehackt worden zu sein.
So abhängig kann man sich von elektronischen Helferlein machen ... Ein wenig Unterstützung hier und dort kann ja ganz nützlich sein, sich aber total in die Abhängigkeit der Elektronik zu begeben, halte ich für gefährlich. Ist das nicht auch vergleichbar mit dem elektronischen Eingriff in die Steuerung der BOEING 737 MAX
Grüße aus Ladenburg als der ältesten Stadt rechts des Rheins,
Johann
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Franjo
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Franjo »

Ich habe mich in den letzten 20 Jahren meines Berufslebens mehr oder weniger intensiv mit IT-Sicherheit beschäftigen dürfen.
Daher kommt diese Art von Computer(Haus)Technik für mich nicht in Frage.
Genauso wie Facebook und Co.
Da reichen mir schon die normalen Spuren die ich beim Computern hinterlasse(n muss).
Aber jeder wie er mag, da bin ich großzügig :-D
Gruß Franjo
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horst-lehner
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von horst-lehner »

Johann hat geschrieben: 04.01.2020, 19:57 So abhängig kann man sich von elektronischen Helferlein machen ... Ein wenig Unterstützung hier und dort kann ja ganz nützlich sein, sich aber total in die Abhängigkeit der Elektronik zu begeben, halte ich für gefährlich.
Ich nehme an, Du hast Einzelöfen in Deinen Wohnräumen, man kann sich ja nicht von einer Zentralheizung und deren Stromversorgung abhängig machen. Dein Auto ist ein Oldtimer, den notfalls jeder Dorfschmied reparieren kann, die ganze Elektronik moderner Einspritzmotoren durchblickt ja nicht mal mehr die Vertragswerkstatt.

Nein, Johann, das ist einfach eine bescheuert umgesetzte Hausautomatisierung. Eine vernünftige nimmt nicht aufgrund eines Terminkalendereintrags an, dass keiner da ist. Sie weiß es durch Präsenzmelder. Und wenn wirklich keiner da ist, darf sie gern die Heizhng drosseln. Die Kaffeemaschine kann ich gern selbst betätigen, schließlich schmiert mir der Automat mein Marmeladebrot ohnehin nicht, und bis ich das gemacht habe, ist der Kaffee dann auch fertig.

Grüße von Horst
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Johann
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Johann »

horst-lehner hat geschrieben: 05.01.2020, 02:28 Dein Auto ist ein Oldtimer, den notfalls jeder Dorfschmied reparieren kann, die ganze Elektronik moderner Einspritzmotoren durchblickt ja nicht mal mehr die Vertragswerkstatt.
Tja Horst, wer heutzutage an der Motorsteuerung eines Kraftfahrzeugs herumbasteln möchte, hat schon verloren. So übersichtlich und einfach wie vor 50 Jahren ist's schon lange nicht mehr. Dafür haben wir, sofern keine Schummel-Software installiert worden war, relativ 'saubere' Abgase. - Wie begannen die Märchen noch? "Es war einmal ...".

PS: Der Verfasser der Kolumne heißt Andreas Holtschulte, der früher beim Walldorfer Softwarekonzern SAP arbeitete. Er ist mittlerweile freier Berater. In seiner Kolumne schreibt er regelmäßig über Digitalisierung sowie ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Verbraucher.
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Johann
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WolfRam
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von WolfRam »

Der Siegeszug der IT und der damit einhergehende Wandel ist (wieder einmal) typisch für die menschliche (Weiter)Entwicklung.

Über die eindeutigen positiven Aspekte will ich nicht schreiben, das würde ein Roman, ein unvollständiger. Dem ‚Segen‘ auf der einen Seite steht m. E. ein Desaster auf der anderen entgegen. Was kluge und kreative Köpfe schaffen wird erst durch die „Freiheit“ des Menschen zu einem zweischneidigen Schwert; man könnte auch sagen, das Problem beginnt im Kopf – und zwar mit gravierender Wirkung. Und diese negativen Effekte verstärken mehrheitlich ausgerechnet die Schwächen des Menschen (des Anwenders).

Horst hat in seinem Beitrag bereits das Stichwort formuliert: es geht um Vernunft. Die aber ist (laut Schiller) „wenigen nur gegeben“. Dazu gesellt sich selbstredend das wirtschaftliche Interesse, mit „jedem Scheiß“ viel Geld verdienen zu wollen. Der Effekt ist offensichtlich. Alle starren nur noch auf ihr Smartphone, die Großstädte der Welt schaffen Schutzvorrichtungen, damit die Idioten nicht in ein fahrendes Auto laufen können oder in ein Gleisbatt fallen. ‚Follower‘ in sechsstelliger Zahl nehmen Teil an jedem Pups eines anderen, posten das Foto von ihrem Frühstücksmüsli durch die Welt. - Ist das normal? Ja! Das ist inzwischen Normalität. Wer heute ein neues Auto kauft muss zu seiner Bedienung ein Handbuch ‚studieren‘, das im Umfang dem für einen Privat-Jet nahe kommt. Ein Sieg der IT.

Für die Digital Natives ist das alles ganz normal, aber ist auch alles sinnvoll? Und ist es auch Fortschritt, wenn man den Weg zu seiner Oma nur noch mit einem Navi findet? Was wird von den heutigen „Gepflogenheiten“ überleben, was wird als Unsinn wieder verschwinden? Von den alten Römern blieb uns die WC-Spülung, der Gladiatorenkampf nur im Kinofilm. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Nutzung eines Computers insbesondere für Kinder (in ihrer geistigen und sozialen Entwicklung) mehr Nachteile als Vorteile hat. Die Auswirkungen werden bei den jungen Erwachsenen inzwischen immer deutlicher erkennbar. Ob Azubi oder Student, das „Eingangsniveau“ sinkt; ganz schlaue Politiker wollen deshalb die Abschlussprüfungen in den Schulen leichter machen.

Das wird noch spannend: die Probleme unserer Welt werden immer komplizierter und die, die sie lösen müssen, werden immer dümmer. ‚Smart‘ heißt ‚schlau‘; die Angst, dass die Lemminge irgendwann völlig von smarten Geräten dirigiert werden könnten, scheint mir nicht unbegründet.
Grüße aus dem Illertal
WolfRam
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Johann
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Johann »

Da kann ich mich glücklich schätzen, weder in der Kindheit/Jugend noch im Berufsleben mit dieser 'Zurückentwicklung' konfrontiert worden zu sein. Ich frage mich immer wieder, wie ich ohne Navi die z.T. komplizierten Wege zu unseren Kunden in Deutschland finden konnte. Manchmal in Industriegebieten, manchmal auch mitten in der Großstadt. Ging alles! - Und der weite Weg quer durch Hamburg zu meiner Großmutter in Blankenese ... alles wirklich kein Problem für mich als Schuljunge.
Und richtig spielen auf der Straße oder im nahen Wald ... das konnte noch funktionieren, weil wir damals noch miteinander gespielt oder auch mal gekämpft hatten. Wir haben noch mit einem Bumerang werfen können - wer von der Jugend weiß noch, was das ist? - oder selbstgebastelte Drachen steigen lassen. Das war wirklich sehr spannend ... und schön!
Grüße aus Ladenburg als der ältesten Stadt rechts des Rheins,
Johann
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Harald »

Früher war nicht alles besser, nur anders :-D

Grüße
Harald
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von KudlWackerl »

Früher war alles anders. :mrgreen:

Laut "Promobil" ist der Durchschnitt der Leser 56 Jahre alt. Ich behaupte einfach mal , das entspricht dem durchschnittlichen Wohnmobil-Fahrer bzw. auch dem Forumsschnitt. (?)

Für uns sind die smarten Geräte nicht gedacht. Gell, Johann?

Grüße, Alf
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Johann
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von Johann »

Harald hat geschrieben: 05.01.2020, 15:01 Früher war nicht alles besser, nur anders :-D
Was "besser" ist oder war, ist doch relativ. Wir waren mit einfachen oder auch einfachsten Dingen zufrieden und auch glücklich. Warum? Weil es erschwingliche Alternativen gar nicht gegeben hatte. Insofern hatten wir eine wirklich glückliche Jugend. Nachdem das 1000-jährige Reich und der Krieg endlich hinter uns lag, hatten wir etwas zu essen, ein (einfaches) Dach über dem Kopf und einen (kleinen) Wald hinter dem Haus. Und wir mussten nicht mehr stundenlang vor dem Geschäft in der Schlange stehen, um dann zu hören, dass die Milch leider schon alle (=ausverkauft) ist.

Und ich war glücklich, als ich ein gebrauchtes Fahrrad erhalten hatte, damit ich den langen Weg zum Gymnasium - damals hatte sie noch wissenschaftliche Oberschule geheißen - nicht zu Fuß oder per U-Bahn zurücklegen musste. Insofern stimme ich Dir zu, Harald. Es war schon anders, aber war damit wirklich zufrieden.
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TKM
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Re: Über Grenzen smarter Geräte

Beitrag von TKM »

Früher war nicht alles anders, aber früher...................
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