Haben Sie Hemmungen?

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Johann
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Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Johann »

Hallo zusammen,
die gestrige Ausgabe von Sonntag Aktuell enthielt einen netten Artikel, den Ihr hier nachlesen könnt:
Haben Sie Hemmungen?
Urlaub im Wohnmobil kann ein großartiges Spektakel sein. Doch nicht jeder taugt dafür, dazu braucht es manch besonderes Talent. Testen Sie Ihr Camper-Potential.
Von Alexander Möhnle

Sind Sie Exhibitionist?
Prima, dann erfüllen Sie schon mal die heikelste Voraussetzung. Mögen die Rollos und Gardinen an Fenster und Türen noch so dicht sein, so spielt sich der Urlaub mit Wohnmobil doch zu 99% in der nackten Öffentlichkeit ab. Sie putzen sich die Zähne, kuscheln sich nachts in Ihr Federbett. Doch jedes noch so leise Murmeln dringt aus Ihrer Wagenburg hinaus in die Welt. So ist das eben, wenn die Wände kaum dicker als ein Buch sind. Schlimmer noch kommt’s tagsüber, da wird das Wohnmobil auf dem Campingplatz bei offenen Fenstern und Türen zum Schaufenster. Wenig nutzen dagegen auch all die aufgehängten Blickfänge, wenn man sie denn endlich mit Gummihammer, Seil und Heringen windsicher in die Wiese gepflanzt hat. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass die Hemmungen dann meistens doch recht fix bröckeln. Holländer, Sachsen oder ein paar Briten – sie alle gehören nach ein paar freundlichen Worten und einem Bier am Zaun urplötzlich zur Familie. Und hat man Geheimnisse oder gar Scham vor der eigenen Familie? Natürlich nicht.

Sie sind gelenkig?
Nein, ein Akrobat müssen Sie nicht sein. Etwas Elastizität aber könnte nicht schaden, denn jedes noch so geräumige Mobil modernen Zuschnitts bietet kaum mehr Platz als eine Telefonzelle. Dass einer mit der Statur eines Ottfried Fischer folglich wenig Vergnügen in den zumeist engen Nasszellen mit integrierter Toilette haben könnte, ist nachvollziehbar. Doch selbst für drahtigere Kaliber kann allein schon die Klettertour ins Alkovenbett überm Fahrerhaus eine echte Herausforderung sein: hoch die Treppe, Genick einziehen und einmal sportlich zur Seite rollen. Das erinnert zuweilen an den einst verhassten Turnunterricht, als Sportlehrer den Kindern noch Bocksprünge abverlangen durften. Und doch birgt gerade diese Enge zwischen Schränken, Gaskocher, Mikrowelle und Kühlschrank einen exquisiten Mehrwert: Denn Sie werden bei der ersten Ausfahrt mit Ihrer neuen Flamme bald realisieren, was Ihre neue große Liebe wirklich wert ist. Im Wohnmobil muss man harmonisieren, hier kann keiner mal eben in ein stilles Séparée flüchten. Kurz: Man muss sich riechen können, nicht nur nachts, sondern von morgens bis abends. Und daran ist schon manche erhofft große Liebe im Wohnmobil jäh zerbrochen.

Sind Sie mutig?
Wäre sehr schade, falls nicht. Denn sonst verpassen Sie genau die Erlebnisse, für die ein Wohnmobil eigentlich gedacht ist. Wir erinnern uns an eisige Nächte in 2757 Meter Höhe auf dem Stilfser Joch, dem zweithöchsten Alpenpass: Über uns nur funkelnde Sterne, auf dem Tisch eine Kanne dampfender Tee, und am nächsten Morgen sind wir plötzlich tief eingeschneit. Himmlisch! Sagenhaft aber sind auch die skandinavischen Weiten, wenn sich mitten in der Nacht urplötzlich ein neugieriger Elch ums Mobil drückt. Ja, dann zeigt sich, ob man noch weitere feine Camper-Qualitäten besitzt: das Talent nämlich, nicht nur beim Rangieren in engen Gassen die Nerven zu bewahren. Vielmehr auch die Gabe, gelegentlich bloße Ruhe auszuhalten und sich fern jeglicher Metropolen und ohne Internetzugang auch einfach mal unterhalten zu können. Übrigens: Die Furcht, im Wohnmobil gemeuchelt zu werden, ist allen Statistiken zufolge eher unbegründet. Es sei denn, man verirrt sich in kriminelle Hotspots. Doch was soll man da schon, in den grauen Banlieues von Marseille, Paris oder Stuttgart? Eben.

Sie sind faul, eher unordentlich?
Dann ist eher Vorsicht angesagt. Denn wer seine Kamera, die feuchten Badetücher, den dicken Strandroman und andere überlebenswichtige Dinge wie Einräder oder Surfbretter im Wohnmobil immer nur in die nächste freie Ecke pfeffert, der verliert bald auch wirklich wichtige Begleiter wie seinen Pass, die Kreditkarten oder selbst die eigenen Kinder aus den Augen. Muss aber nicht sein, man kann all die Schränkchen und Fächer ja auch für Nützlicheres als nur als Staubfänger nutzen. Und so sehr man das Lotterleben auch lieben mag, man sollte nie vergessen: Anders als im Hotel huscht hier kein Zimmerservice zweimal täglich durch die Kajüte – und irgendwann wartet auch die gerne mal nach Vanille duftende Chemie-Toilette darauf, über einem geeigneten Gully entleert zu werden. Zugegeben, das ist keine zu ästhetische Fingerübung – die übrigens nicht nur Frauen herzlich ungern erledigen. Wer im Urlaub aber auch wohligere Aufgaben wie Fegen, Wischen und Geschirrspülen als absolute Zumutung empfindet, dem raten wir definitiv zu einer anderen Form des Reisens. Zum guten Hotel mit Zimmerservice beispielsweise.

Image ist Ihnen wichtig?
Da müssen wir Sie enttäuschen. Die Wäsche nimmt heute kaum noch einer von der Leine, wenn das fahrende Volk um die Ecke biegt. Auch halten laut einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R.) mittlerweile fast 22 Millionen Deutsche einen Urlaub mit Wohnmobil für erstrebenswert. Trotz der nicht geringen Kosten – für ein brauchbares Mobil muss man am Tag allein 100 Euro an Miete hinblättern – hält sich in vielen Köpfen das längst überholte Klischee vom spartanischen Billigsturlaub. Dem widerspricht auch, dass Neukunden mittlerweile durchschnittlich rund 50.000 Euro für ihren mobilen Traum auf den Tresen der Hersteller blättern.

Sie haben Nehmerqualitäten?
Schwerer indes lässt sich das Klischee von den gerne mal engstirnigen, tendenziell eher rückwärtsgewandten Campern widerlegen, die sich auf den einschlägigen Stellplätzen quer durch Europa mit der Grillzange und Bierflasche in der Hand als Ordnungshüter und Oberlehrer aufspielen. Als Camper sollte man auch einstecken können: Dann etwa, wenn Kollegen nach der Sommerfrische mitleidig grinsen, wenn man ihnen vom letzten großen Wohnmobil-Spektakel berichtet. Etwa dieser Morgen auf dem toskanischen Marktplatz, als die unaufgeregten Händler uns auf ihrem angestammten Platz ungeniert ausschlafen ließen – und ihre Buden um uns herum aufbauten. Zum charmanten Preis allerdings, dass wir erst am Abend unsere Reise fortsetzen konnten.
Dazu gehört auch dieses Bild:
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konsta
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von konsta »

habe den Artikel eben erst entdeckt. Ich finde den echt etwas überspitzt geschrieben. sowas kann man sich auch sparen, aber wenn einem nichts zum schreiben einfällt.....
Rentnernomade
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Garfield
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Garfield »

Rentnernomade hat geschrieben:@ Johann: mir hat der Beitrag sehr gefallen. Irgendwo finden wir doch ein wenig von uns selbst wieder.
ja, wer da nicht einen Spiegel vor seinem Gesicht sieht... wenigstens in einigen Bereichen, bei dem stimmt was nicht. Nachträglich Danke an Johann für das Abschreiben des Artikels - ich habe ihn mit sehr viel Vergnügen und Selbsterkenntnis gelesen :-D
Viele Grüße, Peter
:mrgreen: Ein Reisemobil braucht zwei Jahre, bis es erwachsen ist. Direkt anschließend beginnen nahtlos die Alterskrankheiten. ;-)
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von konsta »

naja selbstironie ist ja schön und gut und natürlich erkennt man sich etwas darin selber. aber für meinen geschmack ist das dennoch etwas überspitzt. und ich glaube, dass viele die sich nicht dafür begeistern nach so einem artikel eher ein negativ bild von wohnwagenfahrern bekommen. :-|
und das fände ich schade
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von companero »

ich fühl mich da weniger angesprochen, deswegen versteh ich auch weniger was da manche aufregt. wir haben unsere schwarzen schafe wie überall (vielleicht bin ich auch in den augen anderer womobilisten eins) aber die klassifizierung erfüllt sich bei mir da kaum. dafür bin ich viel zu oft in und mit dem hymer unterwegs. was gehen mich da die wochenendler an mit ihren zickigen gehabe. für mich ist wohnmobilfahren immer eine herausforderung und ein kleines abenteuer und ich freu mich auf die zu bewältigenden situationen...
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von companero »

find ich nicht, das thema sind die wohnmobilfahrer wie sie "ironisch" gesehen werden sollen. dem einen gefällts, dem anderen nicht, der artikel. wenn dir die ironie da drin gefällt ists auch deine sache. ich finds eher flach. für meine person....
und viel ironie find ich da drin nicht, eher abneigung dem volk der wohnmobilisten gegenüber.
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Johann
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Johann »

Hallo Gregor,
wer RA Ulrich Dähn persönlich kennt, hatte sicherlich schon Gelegenheit gehabt, seinen fröhlichen, witzigen und gelegentlich auch ironischen Gedankengängen folgen zu dürfen. Wir hatten schon einen interessanten, fröhlichen und erlebnisreichen :-D Abend mit ihm.

Gruß Johann

PS: Wusstest Du, dass er vor allem Fachanwalt für Familienrecht (Scheidungsrecht) und Notar ist?
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von companero »

ohne jetzt zuviel von meiner zunft zu verraten, die der "365er". da wir uns selten auf campingplätzen sehen lassen, bewegt sich unser interessen eher zum dreikantschlüssel und der strassenbeleuchtung. im winter hats der nomade auch gerne wärmer....
und schon mal gedanken darüber gemacht warum diese dubiosen eigenheime so gerne an flüssen geparkt sind? nicht nur wegen den abwässerchen....
da hättet es ihr wohlstandsinvaliden schwer mitzuhalten!
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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Rentnernomade »

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Re: Haben Sie Hemmungen?

Beitrag von Waldbauer »

Ich finde den Artikel lustig, ein wenig Ironie kann auch aufheiternd wirken.
Und als erster meldet sich ein Griesgram :x der wohl schlecht geschlafen hat oder so griesgrämig ist dass er jeglichen Spass konsequent verabscheut. :evil:
Grantelt weiter.

Gruß aus Oberbayern
Franz
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