Finanz- und Wirtschaftskrise - Die Misstrauensfalle

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Johann
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Finanz- und Wirtschaftskrise - Die Misstrauensfalle

Beitrag von Johann »

Hallo, liebe HME-Forum-Teilnehmer,
in der heutigen Ausgabe von SONNTAG AKTUELL fand ich nachstehenden Artikel, der sicherlich von uns als den Betroffenen gelesen und verstanden wird. Vermutlich errreicht diese Botschaft aber leider nicht die Urheber der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise, weil sie mit ihren Millionen-Boni im Rücken die Sonne in Miami genießen. :twisted: und sich dort von den Alltagsstrapazen :twisted: erholen müssen.
"Die Misstrauensfalle"

Eine Gesellschaft wird durch das Vertrauen zusammengehalten, aber das Land steckt in einer Misstrauensfalle. Arbeitnehmer können nicht sicher sein, ob der Chef sie bei intimster Verrichtung mit einer Videokamera filmt. Wurden früher bei "Verstehen Sie Spaß?" nur Prominente geneckt, heißt es heute "Wir nehmen es ernst" und ein mit der Beaufsichtigung des Personals beauftragter Privatdetektiv hält den Daumen am Drücker.

Der Arbeitnehmer, der ohnehin nicht weiß, ob er morgen bei Insolvenz an die Luft gesetzt wird oder ob er noch eine Chance als Zeitarbeiter bekommt (im Fachdeutsch "Flexibilitätspuffer"), wird vorsichtshalber durchleuchtet. In dieser Atmosphäre des Misstrauens kann keine Loyalität entstehen.

Kein Vertrauen ohne Gerechtigkeit. Wer erklärt dem Bürger, warum der Supermarktkassiererin wegen unrechtmäßig eingelöster Pfandflaschenbons von 1,30 Euro fristlos gekündigt wird, während der Schnösel von der Bank für seine Luftgeschäfte, für die der Steuerzahler aufkommen muss, sein Unternehmen mit einem Millionenbonus verlässt. Das können nur Juristen untereinander erklären. Der Bürger, der bei Verstand ist, unterscheidet zwischen Bagatell- und Kapitaldelikt nach der Schwere des Schadens, der für die Gesellschaft entsteht. Falls der Rechtsstaat sich für die Gerechtigkeit jenseits der Paragrafenwelt zuständig fühlt, wird er sich gute Antworten zurechtlegen müssen, damit die Misstrauensfalle nicht über ihm zuschnappt.

Schon vor den Wirkungstreffern der Banken- und Unternehmenskrise hat der Staat mit unübersehbaren Staatsvergehen, die keiner ahndet, das Misstrauen der Bürger geschürt. Staatsvergehen sind das nicht eingehaltene Bildungsversprechen, die mangelnde Sicherheit vor Kriminalität, die Anhäufung von erstickenden Schuldenlasten für die Kinder-, Enkel- und Urenkelgenerationen und der immer hochheilig versprochene, aber nie ernsthaft angepackte Abbau der Bürokratie.

Während der Bürger veränderungswillig als Berufsnomade einen Arbeitsplatz fern der Heimat sucht, im Ehrenamt ungefragt Hilfe leistet, selbst Grünanlagen bepflanzt, weil der Kommune das Geld für den Primeltopf fehlt, drücken sich die Vertrauensverlierer vor einem klaren Schuldeingeständnis und wirklich belastbaren Versprechen auf Änderung.

Das ist der Zehnmaltest, an dem sich der Mut zur Veränderung ablesen lässt.

1. Die Krise lässt sich nicht wie auf der Notfallambulanz mit ein paar Kräftigungsspritzen heilen. Krisen haben ihren Sinn, wenn sie der "schöpferischen Zerstörung" dienen. Strukturen, die ihre Bewährungsprobe nicht bestehen, dürfen nicht aufgepäppelt und mühsam am Leben erhalten werden.

2. Auch der Staat kann Selbstheilungskräfte mobilisieren. Er braucht klare Entscheidungsstrukturen und eine Föderalismusreform, die mehr ist als ein Fassadenanstrich. Ein Föderalismus nach dem Kostgängerprinzip ist unwürdig für die, die ständig die Hand aufhalten. Länder am Bettelstab sind kein Stolz für ihre Bewohner.

3. Eine strenge Schuldenregelung erst ab 2015 ist Gift für unsere Kinder und Enkelkinder. Unsere Kinder sind nicht unsere Knechte. Die Lasten unseres Unvermögens müssen wir selber tragen.

4. Risiko ist der Treibstoff des Fortschritts. Ohne Bereitschaft zum Risiko lebten wir noch im düsteren Mittelalter. Die Folgen des Risikos selber zu tragen ist mutig, sie anderen aufzubürden aber ist feige.

5. Nichts ist so peinlich, wie ständig den Neidkocher anzuheizen. Das Stammgericht "Gutverdiener belasten", "Mehrwertsteuer erhöhen", "Zwangsanleihe für Reiche" ist ausgekocht. Die politische Speisekarte ruft nach Veränderung.

6. Soziale Gerechtigkeit verlangt, dass jeder das leistet, wozu er in der Lage ist. Solidarität ist ohne Arbeit nicht zu haben. Nur nach diesem klassischen Leitspruch der Arbeiterbewegung kann der Sozialstaat funktionieren.

7. Ein Entlohnungssystem in der Wirtschaft, das schnelle Gewinne fürstlich belohnt, zerstört das Vertrauen der Ökonomie. Gerechtfertigt ist ein Bonus nur, wenn Banker und Manager langfristig Erfolge erzielen.

8. Wer Boni abgesahnt hat, während andere ins Unglück stürzen, kann Wiedergutmachung leisten, indem er seine Millionen für Bildung, Wissenschaft, Armuts- und Krankheitsbekämpfung und für die Künste stiftet.

9. Bildung muss zur eigenen Entscheidung befähigen. Nur kenntnisreiche und selbstbewusste Bürger garantieren eine selbstbewusste Gesellschaft, die sich weder von Parteien noch Bürokratien am Nasenring vorführen lässt.

10. Zum Selbstbewusstsein gehört skeptische Nüchternheit, die sich gegen den Mahlstrom "Das war schon immer so" und gegen die bequeme Verdrängung stemmt. Widerstand schafft Veränderungsenergie.

Das sind zehn Einzahlungsempfehlungen für den Vertrauensfond. Aus ihnen speist sich der Mut zur Veränderung. Das ist der Test, an dem sich erweist, wie wirksam der Neubeginn werden kann.
Gruß Johann
Grüße aus Ladenburg als der ältesten Stadt rechts des Rheins,
Johann
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Beitrag von PRIVATIER »

Moin
.........die Worte hör` ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
(ist glaube ich: von Goethe)
Gud gohn Privatier
Nichts ist beständiger, als der Wandel !
aci
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Beitrag von aci »

weil sie mit ihren Millionen-Boni im Rücken die Sonne in Miami genießen. und sich dort von den Alltagsstrapazen erholen müssen.

Hallo,

da würden mir aber wesentlich schönere Ziele einfallen, wo ich dann "Erholung" suchen würde :idea: :lol:


Gruß aci
Lebe wie du wenn du stirbst, wünschen wirst gelebt zu haben (stammt nicht von mir)
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Garfield
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Beitrag von Garfield »

Hallo Johann,
Danke für deine Mühe. Ich glaube aber, dass - wie du selber festgestellt hast - die entscheidenden Leute die Nachricht nicht lesen oder nicht verstehen (wollen).

Ganz nebenbei ist dies ja nicht die erste Krise. Nur denkt heute keiner mehr daran. Was war denn in der Weltwirtschaftskrise 1929. Da haben sich - nach heutiger Rechnung - Billionen US-Dollar an Aktien in Luft aufgelöst. Heute nicht viel anders und morgen wahrscheinlich wieder das Gleiche.
Viele Grüße, Peter
:mrgreen: Ein Reisemobil braucht zwei Jahre, bis es erwachsen ist. Direkt anschließend beginnen nahtlos die Alterskrankheiten. ;-)
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