Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein

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Garfield
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Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein

Beitrag von Garfield »

Es ist kein Witz, es stand in der Braunschweiger Zeitung vom 13.08.2008 auf Seite 8:
Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein
Wer fürs Sammeln nicht bezahlt, muss mit einer Klage rechnen
Von unserem Korrespondenten Piotr Dobrowolski

Wien. "Guten Tag, Österreichische Bergwacht, Ihren Pilze-Führerschein bitte!" Auf diese Begrüßung müssen sich in Zukunft Österreich-Urlauber gefasst machen.

Dass sie in Österreich eine Autobahnvignette brauchen, sind die Urlauber ja gewohnt. Dass sie ab heuer auch für das Pilze-Suchen im Wald eine saftige Gebühr zahlen müssen, ist vielen neu.

Einmal mehr ist es Österreichs skurrilstes Bundesland Kärnten, das mit einer Pilze-Gebühr für ein gewaltiges Rauschen im Wald sorgt. Fünf - teilweise adelige - Grundbesitzer im kärntnerischen Urlaubsgebiet Lavanttal-Koralpe verlangen für das Sammeln von Pilzen und Schwämmen eine Saisonkarte, die 45 Euro kostet. Wer nur zehn Tage sammeln will, kommt mit 25 Euro etwas billiger davon. Pilze-Wilderer, die keine Gebühr bei den dafür zuständigen Forstgütern entrichtet haben, können auf zivilrechtlichem Weg verfolgt werden.

Deutsche Touristen, die vor Ort von der neuen Regelung erfahren, reagieren Verständnislos: "Das ist jetzt aber ein Witz? Am Meer muss ja schließlich auch keiner für das Sammeln von Muscheln zahlen", sagt eine Urlauberin. Rein rechtlich sitzen die gebürtigen Kärntner Waldbesitzer, zu denen übrigens das Geschlecht Habsburg-Lothringen und das Benediktinerstift St. Paul zählt, allerdings auf dem längeren Ast.

"Wenn jemand als Waldbesitzer der Meinung ist, dass er Pilze-Klauen verbieten möchte oder etwas verlangen will, ist das möglich. Das entspricht dem Eigentumsrecht", erklärt Harald Tschabuschnig von der Naturschutzabteilung des Landes Kärnten.

Im Tourismusverband der Region Lananttal-Koralpe gibt man sich weniger diplomatisch und kritisiert scharf "das Kriminalisieren von Touristen und der einheimischen Bevölkerung" durch eine "ungerechtfertigte Körberlgeld-Beschaffungsmaßnahme".

In ein ähnliches Horn stoßen die Österreichischen Naturfreunde, das sozialdemokratische Pendant zum eher bürgerlichen Alpenverein: "Gegen diese Praktiken muss von Anfang an offensiv angekämpft werden. Denn wenn das Schule macht, dann werden immer mehr Wege für die Allgemeinheit nur noch gegen Gebühr betretbar sein", sagt Vorsitzender Karl Frais.

Tatsächlich ist der aktuelle Vorstoß der Kärntner Waldherren nur eine Facette in einer viel umfassenderen österreichischen Auseinandersetzung. Seit in den 70er Jahren unter Bruno Kreisky das freie Betretungsrecht des Waldes für jedermann gesetzlich verankert wurde, werden Waldbesitzer und Jagdpächter nicht müde, mit allen Schikanen Besucher aus den Wäldern hinauszukomplimentieren.

Die sture Haltung vieler Waldeigentümer, die am liebsten nicht nur das Pilze-Suchen, sondern auch das Betreten des Waldes verbieten möchten, stößt in Österreich auch deshalb auf Unverständnis, weil gerade Waldeigentümer besonders stark von öffentlichen Geldern, etwa von der Europäischen Union, profitieren.
Viele Grüße, Peter
:mrgreen: Ein Reisemobil braucht zwei Jahre, bis es erwachsen ist. Direkt anschließend beginnen nahtlos die Alterskrankheiten. ;-)
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starlight
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Beitrag von starlight »

Was sagt mein guter Bekannter :-D :-) , selbst ein Österreicher aus Telfs, Tirol, :!:

"wir sind ein kleines räuberisches Bergvolk! :oops: :evil: :roll: ;-)


Dem ist nichts hinzuzufügen!
:roll: :roll: :roll:
Gruß starlight

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Beitrag von Wilfried.M »

Das mit dem "räuberischen" ist uns schon lang bekannt, aber wartet nur was bei uns noch alles in diese Richtung zielt.

Also, Österreich meide ich und wenn ich über Moskau nach Rom fahren müßte.
Gruß
Wilfried
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Re: Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein

Beitrag von carloantonin »

Ich kenne keinen Waldbesitzer der einen sachkundigen Pilzsammler (also auch mit entsprechender Gerätschaft) und seiner Pilzentnahme für den Tageseigenverbrauch kritisiert. Allerdings habe ich schon festgestellt wie italienische Nachbarn des österreichischen Bundeslandes mit mehreren Wohnmobilen in Waldwege einfahren. Die jeweilige Besatzung des Womos teilt sich in "Pilzsuchmannschaft" und "Pilzreinigungskraft" im Womo). Hier werden Säckeweise Pilze gesammelt und gereinigt und dann auf den Märkten in Udine ff angeboten (Mitfinanzierung der teueren Wohnmobile?). Wenn man dann auch noch sieht wie mit Stöcken für den Menschen ungeniessbare aber für die Natur wertvolle Pilze zerschlagen werden und der Vipernschutz auch noch Beeren zerstört kann man diese Maßnahmen der Waldbesitzer gegen diese Pilzräuber verstehen. Die Tageszeitungen in Kärnten sind im Herbst voll von Berichten wo nbei Fahrzeugkontrollen 100KG Pilze beschlagnahmt werden und dann an soziale Einrichtungen verteilt werden. Kärnten hat eine Pilzverordnung und keine Pilz-Maut. Diese Pilzverordnung schütz den Fortbestand damit unsere Enkel auch noch im Einklang mit der Natur leben können. PS ich bin kein Waldbesitzer und Waldlobbyist.
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dieterrudi
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Re: Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein

Beitrag von dieterrudi »

Ich habe Verständnis für die Maßnahmen und ich find es beschämend ohne die Beweggründe zu kennen, sofort den Stab zu brechen!

Im übrigen gibt es diese "Pilzsammelabgabe" schon seit einem Jahr im Südtiroler Ahrntal! 8 € für die Pilzsammelerlaubnis am Gemeindeamt und nur geringen Mengen ausschließlich für den privaten Gerbrauch!
Überprüft wird es von Waldrangern und Forstleuten!
Die Strafen sind erheblich!

Wir haben es selber im Herbst 2009 in Südtrirol gesehen, daß ein PKW angehalten wurde, der die ganze rückwärtige Ladefläche mit Säcken gesammelter Pilze beladen hatte.
Die von den Waldrangern hinzugezogenen Carabinierie haben sofort nach Feststellung der Personalien eine hohe Euro-Sicherheitsleistung verlang, sonst wäre der PKW beschlagnahmt worden.

Es ist nach meiner Meinung eine sehr bedenkliche Art, sofort eine heftige Stellungsnahme abzugeben, ohne die Hintergründe näher zu kennen!
Servus Dieter und Traudl aus Nürnberg
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Re: Kärtner Waldbesitzer führen Pilz-Maut ein

Beitrag von carloantonin »

[
Zitat Dieterrudi:
Es ist nach meiner Meinung eine sehr bedenkliche Art, sofort eine heftige Stellungsnahme abzugeben, ohne die Hintergründe näher zu kennen![/quote]
Zitatende Dieterrudi

Vielleicht hat der Initiator des Pilz-Maut-Themas lediglich einen Denkanstoß geben wollen. Aber Du hast recht. Man sollte schon die Hintergründe herausarbeiten, denn dann wird vieles verständlich. Eine EUROabgabe per Gesetz finde ich auch nicht OK. Den sorgfältig und regelgerecht gesammelten "Tagesschmaus" (Mitnahme des Fruchtkörpers ohne Myzelverletzung)sollte man ohne Gebühr mitnehmen dürfen. Den "Räubern" ist in der Tat nur mit drakonischen Straffen und namentlicher Registrierung (Erhöhung des Bußgeldes im Widerholungsfall) das Handwerk zu legen. Denn diese Leute bringen die Waldbesitzer zu nachdenken und schädigen letztlich die erholungssuchenden Mobilisten unter uns. Grüsse
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