Bremsenausfall

[marbacher]

allo zusammen,

zunächst habe ich 2 Fragen, eine davon ist sicherlich etwas aussergewöhnlich.

1. Wenn sich das Bremspedal komplett bis zum Anschlag durchtreten lässt (sowohl bei ausgeschaltetem wie eingeschaltetem Motor), woran könnte das liegen ?
2. Kann ein Bremsausfall (Bremspedal kann durchgetreten werden) bewusst durch einen Eingriff vorgetäuscht werden ?

Mir ist folgendes passiert. Im letzten Jahr hatten wir beim FIAT-Händler einen DPF einbauen lassen. Wir wollten eigentlich gerne die staatliche Förderung in Anspruch nehmen, was aber letztlich aufgrund unseres zulässigen Gesamtgewichtes gescheitert ist. Unser FIAT-Händler hat total geschlafen, weil er hätte das wissen und bemerken müssen. Wäre uns damals klar gewesen dass es keine staatliche Förderung gibt, hätten wir zumindest zu diesem Zeitpunkt den DPF (noch) nicht einbauen lassen. Kurz und gut, wir wollten natürlich die 330 Euro Mehrkosten nicht zahlen, weil wir uns vom FIAT-Händler falsch beraten fühlten. Nach einigen Verhandlungen bekamen wir letztlich zähneknirschend eine Gutschrift über die 330 Euro, anzurechnen beim nächsten Werkstattbesuch.

Nun, dieser Besuch stand nun diese Woche an, den der TÜV ist fällig. Heute nun hat mich unser FIAT-Händler angerufen um mir mitzuteilen, dass das Fahrzeug nicht durch den TÜV gekommen ist, weil die Bremswirkung hinten links komplett fehlte. Im Laufe mehrerer Telefonate heute nachmittag war dann plötzlich die Rede davon, dass die Bremswirkung komplett fehlte und das Fahrzeug so nicht mehr fahrbereit sei. Ich konnte das nicht glauben, denn ich bin die letzten Wochen doch einiges an Kilometer gefahren. Auch die Fahrt zum FIAT-Händler am Montagabend verlief reibungslos, von einem Bremsenproblem ist mir bis zum Parken auf dem Werkstatthof überhaupt nichts aufgefallen. Wieso haben wir nun plötzlich einen Komplettausfall der Bremsanlage ?
Wir waren dann soweit, dass wir das Fahrzeug holen wollten um es zu einem anderen Händler zu bringen. Davon wurde uns dringlich abgeraten, das Fahrzeug sei keinesfalls fahrbereit und wir müssten ggfs. unterschreiben wenn wir es vom Werkstatthof in diesem Zustand holen würden !

All das hat uns keine Ruhe gelassen und so sind wir dann kurzerhand zum FIAT-Händler gefahren um uns vor Ort das Ganze zu besehen. Ich bin ins Fahrzeug gestiegen habe das Bremspedal getreten - bei ausgeschaltetem wie eingeschaltetem Motor - und tatsächlich es war kein Bremsdruck vorhanden, das Bremspedal ließ sich in der Tat komplett durchdrücken. Mir war das völlig rätselhaft, ich hätte unser Fahrzeug mit diesem Mangel nicht 1 Meter bewegt.
Nach Aussage des FIAT-Händlers hat der DEKRA-Mensch das Fahrzeug nur von der Parkposition (dort wo ich es am Montagabend abgestellt hatte) zum Bremsentest auf die Bremsanlage bewegt und hierbei wäre das Bremsproblem aufgefallen.

Wir können uns des Eindrucks und des Gefühls nicht erwehren, dass man versucht die oben geschilderten 330 Euro die uns gutgeschrieben wurden auf irgendeinem Wege wieder "reinzuholen". Ich kann das als Laie hinsichtlich der Bremsen schlecht beurteilen, aber wir haben einfach ein komisches Gefühl. Das Ganze klingt natürlich abenteuermäßig und wir haben auch keine Beweise. Sicherlich versteht ihr jetzt aber vor allem meine am Anfang des Threads gestellte 2te Frage.

Was meint Ihr dazu ?

[Scimitar]

Moin,
zu1) kein Druck im System, durch zB. defekten Hauptbremszylinder oder einer der Bremsättel(Scheibenbremse) bzw. Radbremszylinder(Trommelbremse)

zu2) Ja, man kann soetwas simulieren

Gruss
Bernd

[Th. Dinter]

...ich restauriere/repariere seit 1965 alle möglichen Fahrzeuge: sowas habe ich noch nie gehört/gesehen, geschweige denn erlebt.....
Hat das Fahrzeuig 2-Kreisbremse(dann ist das alles eigentlich unmöglich...), Bremskraftverstärker?? Wie alt ist es??
M.E. ist die preiswerteste Lösung, sich von der Werkstatt zu trennen.
gruß
thomas

[Heiko]

Wenn du wirklich was machen willst, dann lasse ihn dort rausschleppen zu einer anderen Werkstatt und lass untersuchen was mit der Bremse ist, und ob man Fremdeinwirkung feststellen kann.

Wenn ja, dann das ganze von einem Sachverständigen nochmals prüfen lassen und bei Bestätigung die Werkstatt wegen Sachbeschädigung oder sogar Betrugsversuch verklagen.

Ev. sprichst du vorher noch mal mit dem TÜV-Prüfer.

Ein Komplettausfall der Bremse ist, wie oben schon geschrieben, wegen der 2-Kreisigkeit äusserst selten.
Alleine der Widerspruch der Werkstatt (erst eine Bremse, dann plötzlich alle) lässt ja was unrechtes vermuten.

[starlight]

hallo,

wenn ich ADAC-Mitglied wäre, würde ich sogar mit dem ADAC reden, ob ggf. Überführungskosten in Werkstatt Deines Vertrauens übernommen werden; Ggf.kann dann der ADAC-Mechaniker auch ein statement zur Ursache des Bremsausfalles geben. Für mich deutet da auch sehr viel auf Manipulation hin.

[marbacher]

Hallo zusammen,

erst mal herzlichen Dank für Eure Ratschläge. Hier nun mal ein "Zwischenbericht".

Ich bin ADAC-Mitglied, sogar mit ADAC-Rechtsschutz, hab auch zwischenzeitlich mal mit dem ADAC telefoniert und mir ggfs. die Genehmigung für eine Erstberatung bei einem ADAC-Vertragsanwalt gesichert. Diese ist aber vermutlich nicht (mehr) nötig.

Habe heute mit einer anderen FIAT-Vertragswerkstatt meines Vertrauens telefoniert und den Fall geschildert. Man bot mir an, ggfs. nach einer Reparatur beim momentanen FIAT-Händler, das Fahrzeug bei FIAT-Händler meines Vertrauens vorzufahren und dieses zu checken. Kosten würden in diesem Fall erstmal nicht anfallen. Das hat mich zwar gewundert, aber nun gut. Letztlich war der Rat des Werkstattmeisters der, dass ich mir quasi eine Schmerzgrenze setzen solle. Bei einem Reparaturbetrag unter 500 Euro sollte ich das Fahrzeug beim momentanen FIAT-Händler reparieren lassen. Sollte der Kostenvoranschlag allerdings deutlich höher sein, dann würde er das Fahrzeug über den ADAC abholen und eben woanderst vorstellen lassen.
Eine bewusste Manipulation schließt er aus, das würde doch letztlich auffliegen.

Desweiteren ist es mir gelungen den telefonischen Kontakt zum DEKRA-Prüfer herzustellen, der unser Fahrzeug geprüft hatte. Dieser berichtete mir, dass er das Fahrzeug genau an der Parkposition übernommen hatte an der ich es am Montagabend abgestellt hatte. Bei der Fahrt die wenigen Meter zum Bremsenprüfstand ist ihm nichts aufgefallen, die Bremse funktionierte nach seiner Aussage noch normal. Das Bremsversagen trat offensichtlich erst beim Bremsenprüfcheck auf. Der DEKRA-Prüfer erzählte mir auch, dass das Fahrzeug deshalb auf die Grube gefahren wurde und die Bremsanlage einer Sichtprüfung unterzogen wurde. Austretende Bremsflüssigkeit konnte nirgends festgestellt werden. Deshalb vermutet der Prüfer einen Defekt des Hauptbremszylinders. Nach seiner Einschätzung könnte eine Dichtung im Bremszylinder defekt sein. Diesen Fall hatte er in seiner langen Berufstätigkeit schon einmal bei einem Pkw. Dort war die Bremse vor der Prüfung noch intakt und während der Bremspüfung fiel die Bremsanlage komplett aus. Schuld war dort ebenfalls ein kaputter Hauptbremszylinder.
Diese Aussagen haben mich dann schon etwas beruhigt.

Wir werden nun den Anruf des FIAT-Händlers abwarten und hören was letztlich defekt ist und was die Reparatur kosten soll. Anschl. werden wir eine entsprechende Entscheidung (Reparatur vor Ort beim FIAT-Händler bei dem das Fahrzeug steht bis hin zum Abholen mittels ADAC sowie Verbringen zu einem anderen FIAT-Händler meines Vertrauens) treffen.

[Tinu]

hi marbacher,
klar ist das alles aufregend und zerrt an den nerven.
ein bremsversagen während der fahrt...nicht auszudenken
und so gesehen hast du einen guten schutzengel.

ich hoffe für dich, dass alles gut ausgeht und wünsche dir
weiterhin gute und erholsame fahrten.

[marbacher]

Hallo zusammen,

mittlerweile sind die Fakten klar. Der Hauptbremszylinder sowie die Bremsflüssigkeitsleitung die von vorne nach hinten führt (ist irgendwo im Rahmen verlegt und aus Metall) waren defekt. Die Bremsflüssigkeitsleitung war ziemlich angerostet bis durchgerostet und ist wohl bei der Bremsenprüfung vollends geplatzt.

Die verlegte Bremsflüssigkeitsleitung könnte für Euch auch interessant sein, da nach Aussage des FIAT-Händlers sich diese eben im unteren Fahrzeugrahmen befindet und offensichtlich gar nicht so gut einsehbar ist. Im Bereich des Fahrzeugrahmens kann sich allerdings Spritzwasser sammeln und zum Korrodieren der Leitung führen.
Sobald ich dazu Gelegenheit habe, will ich mir dieses bei meinem Wohnmobilhändler auf der Hebebühne nochmals zeigen lassen, damit ich mir ein besseres Bild machen kann.

Selbstverständlich sind die Bremsen wieder in Ordnung, das Fahrzeug ist fahrbereit.

[Heiko]

Danke für den wichtigen Hinweis.
Da ich diesen Sommer 2 mal über die Alpen will, werde ich das vorher noch mal genau prüfen lassen.

Für weiter Infos über den genauen Ort wäre ich dir dankbar! :)

[Willi28]

Hallo allerseits,

Eigenerfahrungswert:
Wenn die dritte Dichtmanschette (U-Ring) in Hauptbremszylinder auch noch einen kleinen Riss bekommt, ist es mit dem Bremsen vorbei. Egal ob 1-Kreis oder 2-Kreis-System. Davor bremst er normal - besser gesagt, ich habe kein Nachlassen bemerkt!
Die Risse sind so etwa 8mm lang und im "Boden" des U-Rings.
Ist mir in den 90gern mit dem Porsche 924 passiert. Nach Rücksprache mit einem befreundeten TÜV-Ingeneuers: "Wustest Du nicht, das es da schon öfter Probleme gab? Speziel bei ....."

Seltsam ist eigentlich nur, wenn zusätzlich auch noch die Mittelleitung geplatzt ist (wie das mit defektem HBZ, der ja keinen Druck aufbaut) - ohne Flüssigkeit unter dem Auto zu hinterlassen.....

Gruß, Willi - hier Neuling.